Krisenherd Europa – Flucht ins Gold

11.10.2017 16:55

Bei aktuell 1.289$ notiert der Goldpreis, während die Aktienmärkte auf neue Allzeithochs ansteigen. Der S&P 500 notiert bei 2547 Punkten was einem Plus von 14% im letzten Jahr entspricht.  Der zuletzt wieder stärker gewordene US Dollar wurde die vergangenen fünf Handelstage von den Bären in der Hoffnung, die Talfahrt des Dollars würde sich fortsetzen, gedrückt. Der USD-Index hat jedoch den Abwärtstrend bereits überwunden und demonstriert deutliche relative Stärke, was ein Hinweis auf einen womöglich bald stattfindenden Short Squeeze mit einem weiteren Anstieg des Dollars sein könnte, sobald wichtige charttechnische Widerstandsmarken brechen.

Der US-Dollar steht womöglich kurz vor einem Short-Squeeze

Der Markt preist aktuell eine weitere Zinsanhebung in den USA im Dezember mit einer Wahrscheinlichkeit von 91% ein. Der seit Anfang Oktober begonnene Liquiditätsentzug durch die US Notenbank FED ist der Grund für die zunehmende Stärke des Dollars, womit meine Prognose zur Geldpolitik in Europa und den USA aus dem letzten Live-Webinar von GoldSilberShop.de exakt eingetroffen ist. Die massive Spekulation gegen den Dollar und zugunsten des Euros ist gerade dabei wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Der Euro fiel mittlerweile von seinem Hoch bei fast 1,21$ auf 1,167$ im Tief, wobei es gerade zu einer Gegenbewegung der Bullen kommt, die jedoch am Terminmarkt nicht bestätigt wird, auf dem sich relative Schwäche zeigt. Der Goldpreis in Euro ist der für Investoren im Euroraum ausschlaggebende Preis. In Euro kann sich der Goldpreis mit aktuell 1.091€ weiterhin über der Unterstützung des langfristigen Aufwärtstrends halten, womit der seit Anfang 2014 bestehende Aufwärtstrend immer noch intakt ist. Ein in den kommenden Monaten weiterhin zur Schwäche neigender Euro könnte die Korrektur beim Gold in Euro größtenteils ausbügeln, wenn die Notenbanken FED und EZB weiterhin ihre Versprechen einhalten. Weder EZB Chef Mario Draghi noch FED Chefin Janet Yellen hatten in ihren Reden der vergangenen Woche irgendwelche Zweifel an ihren geldpolitischen Zielen aufkommen lassen.

Der langfristige Aufwärtstrend für Gold in Euro ist weiterhin intakt

Sezessionsbestrebungen könnten die Eurozone zerreißen

Das erfolgreiche Referendum in Katalonien zu einer Sezession von Spanien war ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Zentralisten in Brüssel. Die Katalanen haben jetzt leider jedoch klein beigegeben und die Unabhängigkeit „ausgesetzt“, um mit der Zentralregierung zu verhandeln. Diese plant jedoch schon die Entmachtung der bisher teilautonomen Region, womit sich der Traum von Freiheit wohl erst einmal zerschlagen haben dürfte.

Weitere nennenswerte Sezessionsbestrebungen gibt es in Schottland, Flandern, dem Baskenland und gleich mehrere Bewegungen in der Nordhälfte Italiens. Nachdem wir erst in der vergangenen Woche 27 Jahre Wiedervereinigung des gewaltsam getrennten deutschen Volkes feierten, würden aktuell nach Umfragen aufgrund der Politik in Berlin selbst ein Drittel der Bayern einer Sezession von der Bundesrepublik zustimmen und ein Referendum im Freistaat Sachsen wäre womöglich heute schon nicht mehr weit von einem Erfolg entfernt. In den kommenden Jahren dürfte die Eurokrise sowie die hausgemachten Probleme der Eurozone zunehmen, was die Spannungen zwischen den sozialistischen Zentralisten in Brüssel und den freisinnigen Gegnern eines zentralistischen Europas verschärfen wird. Weitere Sezessionen und Austritte aus der EWU oder der EU, wie beispielsweise dem Brexit, scheinen dann gut möglich zu sein. Die Reaktion der Zentralregierung Spaniens mit Gewalt gegen die Katalanen vorzugehen, könnte ein Vorgeschmack darauf sein, wie sich Brüssel gebaren dürfte, wenn die Spannungen in den kommenden Jahren zunehmen werden. Unter diesem Licht dürfte auch die Rede des französischen Präsidenten Macron gestanden haben, der ein schnelleres Zusammenwachsen der Eurozone mit eigenem Haushalt, eigener Armee sowie einheitlichen Steuern forderte und Europa so neu gründen wolle. [sic!] Die Sezession Kataloniens, die insbesondere durch eine ungerecht hohe Steuerlast genährt wird, erinnert an die Sezession der Südstatten 1861 von den Vereinigten Staaten von Amerika aufgrund einer ebenfalls ungerecht hohen Steuerlast. Der Norden wollte den Entzug dieser Einnahmequelle durch Sezession nicht hinnehmen und so forcierte Lincoln verfassungswidrig den Bürgerkrieg mit den Südstaaten.

In Zukunft könnten also weitere Sezessionsbestrebungen Druck auf den Euro ausüben. In diesem Fall würde sicherlich die EZB sofort Gewehr bei Fuß stehen und ihren Euro durch das Drucken von weiteren Milliarden oder gar Billionen von Euro retten. Der Kaufkraft des Euros wird dies schaden und so bleiben die Unsicherheiten in der Eurozone nicht nur bestehen, sondern sie nehmen auch zusehends zu. Die Gründe für den Erwerb von Edelmetallen bestehen somit fort und insbesondere auf langfristige Sicht von fünf bis zehn Jahren scheint es keine ernsthafte Alternative zu dem Besitz von Gold und Silber zu geben.

 

Deutsche sind Weltmeister bei der Anlage in Gold

In der Bundesrepublik hat der Investmentmarkt für Goldanlageprodukte in den vergangenen zehn Jahren geboomt. Nach den Zahlen des World Gold Council flossen im vergangenen Jahr 2016 rund 7 Mrd. Euro in Goldanlageprodukte zur Vermögenssicherung. Dies entspricht einer Nachfrage von 80 Tonnen. Gleichzeitig wurden noch einmal Münzen und Barren im Volumen von 110 Tonnen erworben und gehortet, womit die Gesamtnachfrage allein für Deutschland auf fast 200 Tonnen binnen eines Jahres kommt, was so viel ist, wie noch nie davor. Zwischen 1995 und 2007 kam der Goldmarkt in Deutschland zum Erliegen und die Bundesbürger kauften in dieser Zeit gerade einmal durchschnittlich 17 Tonnen pro Jahr. Zur Jahrtausendwende, als die Tech- und Dotcom-Blasen ihren Höchststand erreichten, schlossen viele Banken ihre Edelmetallschalter und man musste große Mühen auf sich nehmen, um Gold und Silber zum Zwecke der Anlage zu erwerben. Mit der Euro-, Banken-, Immobilien- und Wirtschaftskrise der Jahre 2007/2008 kam der Umbruch und die Flucht in das Gold setzte ein.

In Deutschland entwickelte sich der Investmentmarkt seither prächtig, da die Deutschen als Werkbank Europas im Gegensatz zu anderen Nationen von den niedrigen Zinsen zumindest kurzfristig profitieren und die Deutschen dank ihrer hohen Produktivität und hohe Wettbewerbsfähigkeit zumindest noch etwas Geld verdienen. Gleichzeitig sind sich die Bundesbürger scheinbar der Fragilität der europäischen Wirtschaft und Politik bewusst, weshalb diese einen guten Teil ihres Vermögens zukunftsorientiert in den sicheren Hafen Gold investieren. Langfristig werden die Deutschen von dieser strategischen Positionierung profitieren und nach der Krise bessere Chancen als andere Nationen haben, die keine oder wenige Rücklagen in Edelmetalle haben. Dennoch sei trotz dieser guten Entwicklung an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass letztlich die Deutschen mit ihrem gesamten Besitz für die Europäische Union in Höhe von mehreren Billionen Euro haften und letztlich zur Kasse gebeten werden. Weiterhin sind die Deutschen im internationalen Vergleich sehr arm, was auf den sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaat zurückzuführen ist. (http://www.blaschzokresearch.de/news-detail/studie-enthuellt-deutsche-arm-im-internationalen-vergleich/) Angesichts der Gefahren, die auf die Deutschen durch die zentralistisch sozialistische Politik Brüssels zukommen, bleibt es extrem wichtig Vorsorge zu betreiben und so viel Papiergeld in harte Währung zu tauschen, wie nur möglich.

Seit dem Jahr 2008 der Eurokrise flüchten die Deutschen in den sicheren Hafen Gold

Pro Kopf erwarben die Deutschen mit fast 1,5 Gramm mehr als alle anderen Nationen weltweit, selbst im Vergleich zu den klassischen goldaffinen Ländern wie der Türkei, China oder Indien. Auf dem zweiten Platz befinden sich die Türken mit 0,9 Gramm pro Kopf und die Inder kauften sogar nur 0,5 Gramm des gelben Edelmetalls. Darin sind jedoch noch nicht die Zuflüsse in Goldfonds enthalten, die Ende Dezember ein Anlagevolumen von 252 Tonnen erreichten.

Seit dem Jahr 2008 der Eurokrise flüchten die Deutschen in den sicheren Hafen Gold

Diese Entwicklung in Deutschland ist umso erstaunlicher, da diese in anderen westlichen Industrienationen diametral gegensätzlich ist. In den ersten neun Monaten des Jahres brach die Nachfrage nach Goldmünzen bei der US-Mint ein. Die Amerikaner zieht es in den Aktienmarkt, der immer weiter ansteigt und die Phase der sozialen Infektion erreicht hat. Die Wahl Trumps brachte neue Hoffnung auf ein besseres Amerika mit niedrigeren Steuern, mehr Jobs und mehr Einkommen, weshalb der sichere Hafen Gold gemieden wird. Das letzte Mal, dass die Münzverkäufe so niedrig waren, war unmittelbar vor dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2007. Die Sorglosigkeit der Menschen kann auch als Kontraindikator für eine neue möglicherweise kurz bevorstehende Krise gesehen werden. Dass die US-Notenbank die US-Geldmenge im kommenden Jahr um 600 Mrd. US Dollar reduzieren will, ist womöglich der Grund, warum die Blasen bei den Immobilien, Aktien, Renten, Studien- und Autokrediten und weitern Märkten platzen werden und letztlich die Musik aufhören wird zu spielen. Ein ähnliches Szenario wie 2007/2008 scheint möglich zu sein, wobei diesmal die Notenbanken schneller agieren werden und neue QE-Programme die Edelmetallhausse dann aufs neue beginnen wird.

Die Verkäufe an Goldmünzen haben das ebenso niedrige Niveau wie unmittelbar vor der Immobilienkrise 2007 erreicht

Die Deutschen erinnern sich Dank verschiedener Initiativen und Aufklärungsarbeit an die Hyperinflation des Jahres 1923, sowie an die Währungsreform mit dem Lastenausgleich nach dem zweiten Weltkrieg. Dies macht ihnen bewusst, dass keine ungedeckte Papierwährung sicher ist. Gerade der Euro, der mehr als die Hälfte seiner Existenz bereits ununterbrochen gerettet werden muss, ist alles andere als ein Wertspeicher für die Früchte eines Arbeitslebens, weshalb klug ist, wer sein Vermögen diversifiziert und einen guten Teil in Edelmetalle investiert.

TECHNISCHE ANALYSE ZU PALLADIUM

Positionierung der spekulativen Anleger (Commitment of Traders)

Die wöchentlich von der US-Terminmarktaufsicht „CFTC“ veröffentlichten Daten für Palladium zeigen seit vielen Monaten bereits eine starke spekulative Positionierung an. Zu einer Bereinigung der spekulativen Positionen kommt es aufgrund starker physischer Nachfrage und eines Angebotsdefizits jedoch nicht. Solange die physische Nachfrage so stark bleibt, kann es grundsätzlich weiter nach oben gehen bei Palladium. Erst wenn diese Nachfrage durch Substitution eines günstigeren Metalls – womöglich Platin – nachlässt, besteht die Möglichkeit eines Long-Drops am Terminmarkt und einer schärferen Korrektur. Kurzfristig dürfte es zumindest seitens der Spekulanten keine den Preis treibende Unterstützung geben und Palladium steigt primär wegen der starken fundamentalen Nachfragesituation.

Der Terminmarkt zeigt eine deutliche Übertreibung an Die einfache Darstellung zeigt an der roten Farbe, dass die Spekulation kurzfristig heiß gelaufen ist

Chartanalyse zu Palladium in US-Dollar

Seit über zwei Jahren ist der Aufwärtstrend nun intakt und während andere Edelmetalle teilweise neue Mehrjahrestiefs ausloteten, ließ sich Palladium nicht beirren und stieg immer weiter. Solange die Nachfrage stark bleibt, wird Palladium das hohe Preisniveau verteidigen können. Charttechnisch muss man den langfristigen Aufwärtstrend im Auge behalten. Erst wenn sich im Terminmarkt fundamentale Schwäche offenbart und dann auch noch der Aufwärtstrend bricht, sollte man Gewinne aus einem Investment mitnehmen. Doch solange das nicht gegeben ist, gibt es keinen Grund Palladium weder am Terminmarkt noch in physischer Form zu verkaufen.

Die Unterstützung bei 900$ wird aktuell wieder getestet

Vorletzte Woche war die Feinunze Palladium mit 927$ erstmals teurer als Platin mit einem Schlusskurs bei 919$. Auch aktuell notiert Palladium mit 957$ rund 24$ über Platin mit aktuell nur 933$. Langfristig gesehen ist Platin sehr günstig im Vergleich zum Palladium, was sich an dem Platin/Palladium Ratio von unter 1 ausdrückt. Es empfiehlt sich daher strategisch auf langfristige Sicht von fünf bis zehn Jahren auf das günstige Platin anstatt das aktuell schon teure Palladium zu setzen. Sollte das Ratio bis in den Bereich von 5 zurückkehren, so wäre mit Platin eine langfristige Outperformance von 500% zum Palladium möglich.

Platin ist aktuell sehr günstig zum Palladium, das historisch gesehen im Moment sehr teuer ist.

Chartanalyse zu Palladium in Euro

In Euro konnte der Preis für Palladium in dem vergangenen halben Jahr nicht so stark ansteigen wie in US-Dollar, was dem starken Euro geschuldet war. Jetzt scheint sich jedoch das Blatt am Devisenmarkt zu wenden und der Euro zunehmend unter Druck zu kommen. Palladium in Euro dürfte sich daher in den kommenden Monaten relativ stärker halten. Zieht man die fundamentale Stärke noch in die Kalkulation ein, so scheint es aktuell wenig Sinn zu machen, Palladium zu verkaufen – insbesondere nicht physische Münzen oder Barren. Wer also unserer Kaufempfehlung vor zwei Jahren bei 450€ gefolgt ist, der sitzt jetzt schon auf fast 90% Gewinn und kann seine Münzen und Barren weiterhin halten. Langfristig zur physischen Anlage müssen wir jedoch konstatieren, dass wir unseren Kunden eher Investments in das relativ günstige Platin empfehlen würden, anstatt in das aktuell relativ teure Palladium, da das Chance/Risiko-Verhältnis dort deutlich besser ist.


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