US-Notenbank schickt Goldpreis auf ein neues Allzeithoch

26.03.2024 18:29 von Markus Blaschzok

Der Goldpreis stieg vergangene Woche auf ein neues Allzeithoch bei 2.222$ an, nachdem der Zinsentscheid der US-Notenbank (Fed) am Mittwochabend weniger restriktiv war, als die Märkte befürchtet hatten. Seit Mitte Februar kann Gold somit ein Plus von 11% verbuchen. Spekulative Käufe hatten diesen Anstieg unterstützt, nachdem der Goldpreis auf den Zinsentscheid hin aus einer Konsolidierungsformation bullisch ausbrechen konnte, was Anschlusskäufe nach sich zog. Zum Wochenschluss fiel der Preis jedoch wieder zurück auf das vorherige Ausbruchsniveau mit einem Tief bei 2.156$ je Feinunze, anstatt weiter anzusteigen. Solange die aktuell wichtige Unterstützung bei 2.150$ nicht wieder nach unten durchbrochen wird, besteht eine gute Chance, dass sich die Rallye in den nächsten Wochen fortsetzen kann.

Der Fed-Zinsentscheid brachte einen Ausbruch aus der Konsolidierung. Jetzt müssen Anschlusskäufe folgen und den Ausbruch bestätigen

Ende Februar konnte der Goldpreis aus seiner mehrmonatigen Handelsspanne zwischen 1.980$ und 2.080$ bullisch ausbrechen, nachdem Fed-Gouverneur Waller in einer Rede erstmals ein Ende des QT-Programms in Aussicht gestellt hatte. Die Fed hatte im Rahmen des QT-Programms ihre Bilanz in den letzten beiden Jahren verringert und somit dem Markt 1,5 Billionen US-Dollar an Liquidität entzogen, was die Märkte tendenziell belastet hatte. Ein Ende der restriktiven Geldpolitik war seit 2008 auch immer der Anfang einer neuen lockeren Geldpolitik mit später folgenden QE-Programme als Antwort auf Krisen, weshalb viele Spekulanten und Investoren in dem Ende des QT-Programms ein erstes frühes Kaufsignal für Gold sahen. Seither stieg der Goldpreis in der Spitze um mehr als 170$ je Feinunze an. US-Notenbankchef Jerome Powell hatte auf seiner Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch bestätigt, dass eine Verlangsamung des QT-Programms bereits in Aussicht sei, was sehr bullisch für den Goldpreis ist.

Die US-Notenbank entzog dem Markt 1,5 Billionen US-Dollar in den letzten zwei Jahren durch die QT-Programme

Weiterhin wurden die zuletzt heißeren US-Inflationszahlen von Powell als "holpriger Weg in Richtung des Ziels von zwei Prozent“ heruntergespielt, was den US-Dollar schwächt und den Goldpreis diametral gegensätzlich stärkt. Der Offenmarktausschuss beließ den Leitzins in der Spanne von 5,25% bis 5,5% und auch die mittlere Schätzung für die Zinssätze bis zum Jahresende blieb unverändert, sodass bis dahin drei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt erwartet werden. Die Märkte fürchteten, dass man die Zinssenkungen für dieses Jahr von drei auf zwei senken würde, nachdem sich die Inflation in den USA zuletzt heißer zeigte. Der längerfristige Zinsausblick anhand des Dot-Plots war jedoch etwas hawkisher, was Powell in der folgenden Pressekonferenz jedoch ebenso herunterspielte und damit den Goldpreis weiterhin befeuerte. Berücksichtigt man die Rede von US-Notenbankchef Powell im Anschluss an den Zinsentscheid, so war dieser dovisher als die Markterwartung, was den US-Dollar schwächte und den Weg für eine Fortsetzung der Rallye am Goldmarkt ebnete.

Goldminenaktien noch immer im Winterschlaf

Während der Goldpreis ein neues Allzeithoch nach dem anderen erklimmt, werden die Goldminenaktien noch immer von Investoren geschmäht. Der HUI-Goldminenindex handelt aktuell über 60% unter seinem Allzeithoch aus dem Jahr 2011, was Mineninvestoren, die diesen Markt nicht aktiv traden, frustriert. Der HUI Goldminenindex notiert aktuell bei 232 Punkten und damit gerade einmal 15% über den Tiefs der letzten beiden Jahre. Sollte der Goldpreis seine Reise zum Mond fortsetzen können und bis in den Bereich von 2.300$ bis 2.400$ vordringen, ist mit einer verspäteten Rallye der Goldminenaktien zu rechnen, wobei der HUI bis in den Bereich von 330 bis 370 Punkte vordringen sollte. 

Die Goldminenaktien konnten von der Rallye am Goldmarkt bisher wenig profitieren

Goldpreis koppelt sich ab

Aktuell erleben wir eine untypische Rallye am Goldmarkt, die primär auf den gigantischen Käufen östlicher Notenbanken gründen dürfte. Das Sentiment am Goldmarkt ist bereits seit längerer Zeit sehr bullisch, die Liquidität nahm durch die QT-Programme ab, die ETF-Produkte erlitten Abflüsse und die hohen Zinsen, sowie die hausierenden Aktien- und Kryptomärkte stehen in Konkurrenz mit dem Goldmarkt. Alles Faktoren, die normalerweise nicht bullisch für den Goldpreis wären. Gold haussiert dennoch isoliert vom Rest der Edelmetalle, was historisch gesehen außergewöhnlich ist. Wir erleben aktuell eine Abkopplung des Goldpreises von klassischen Korrelationen und Marktverhalten der letzten vierzig Jahre.

Beispielsweise kann der Silberpreis von der Rallye am Goldmarkt bisher kaum profitieren und handelt aktuell mit 24,60$ noch weit unter seinem Hoch von 50$ aus dem Jahr 2011. Die neuesten Terminmarktdaten für Silber vom Freitag zeigen, dass Spekulanten auf eine Aufholjagd des Silber- zum Goldpreis wetten, doch bleibt die Rallye bisher aus. Dies zeugt diametral gegensätzlich zum Goldmarkt von einem aktuell noch bestehenden Überangebot am physischen Silbermarkt. Es ist möglich, dass erst einige Zeit vergehen muss, bis die gestiegene Investmentnachfrage ein Defizit am physischen Silbermarkt nach sich ziehen wird und der Silberpreis mit Verspätung zum Goldpreis aufholen kann. Der COT-Report der US-Terminmarktaufsicht zeigt aktuell jedoch, dass der Silbermarkt nach klassischen Maßstäben extrem überkauft ist, was sonst immer nur an Hochpunkten am Gold- und Silbermarkt der Fall war, jedoch nie vor einer Rallye des Gold- und Silberpreises.

Weltweit befinden sich die Aktienmärkte in einem irrationalen Überschwang, was bereits viele Sentiment-Indikatoren anzeigen. Die Vermögensverwalter halten aktuell die größte Futures-Longposition auf US-Aktien seit der großen Finanzkrise von 2008. Der historisch hohe Zinsanstieg und die bisher ausgebliebene Rezession sind Risikofaktoren, die jederzeit die Märkte treffen können. Sollte es zu einem endogenen deflationären Crash an den Märkten kommen im Zuge einer Rezession oder dieser aufgrund exogener Faktoren seinen Anfang finden, so würden nicht nur die Aktien- und Kryptomärkte darunter leiden, sondern vermutlich auch der Goldpreis für eine gewisse Zeit. Erst mit dem Eingreifen der Notenbanken mittels neuer QE-Programme, um das Banken- und Kreditgeldsystem vor einem deflationären Crash oder einer Krise zu schützen, wäre der Weg für den Goldpreis nach oben frei, im Zuge weiterer Abwertungen der internationalen Fiat-Währungen. Mit neuen QE-Programmen wären dann auch 3.000$ je Feinunze binnen ein bis zwei Jahren nach dem Start des Gelddruckens denkbar.

Aus Sicht des Traders ist dieser Preisanstieg jedoch äußerst untypisch und die Indikatoren widersprüchlich zum aktuellen Zeitpunkt, weshalb ich argwöhnisch bin. Solange der Goldpreis oberhalb der Unterstützung von 2.150$ handelt, folgen wir der Stärke am Goldmarkt und hoffen auf eine Aufholjagd des Silberpreises und der Goldminenaktien. Sollte der Goldpreis jedoch unter die genannte Unterstützung fallen und infolgedessen zurück auf das alte Allzeithoch bei 2.080$, so sollte man das Risiko im Trading konsequent managen und reduzieren.

Trader folgen aktuell der Rallye am Goldmarkt und angesichts der Probleme gerade im Euroraum aufgrund des Kriegs in der Ukraine, des historisch hohen Zinsanstiegs und den weltweit höchsten Energiepreisen steuert die europäische Wirtschaft auf eine Rezession zu, auf die die Staaten mit der Aufnahme neuer Schulden und die Notenbanken mit dem Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren werden. Es gibt also gerade für uns Europäer genügend Gründe, um weiterhin Ersparnisse in den sicheren Hafen des Goldes zu allozieren, um einem weiteren Inflationsschub zuvorzukommen.

Technische Analyse zu Gold: Die Rallye setzt sich fort

Terminmarkt: COT-Report

Der COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

COT-Daten für Gold vom 22. März:

Die neuesten Terminmarktdaten von Freitag für Gold zeigten eine leichte Stärke zur Vorwoche. Preis und Positionierung sind zwar nahezu identisch, doch der COT-Index zum Open Interest stieg um 4,4 Punkte auf 27 Punkte an. Es erstaunt etwas, dass bisher nicht mehr Spekulanten aufsprangen und den Ausbruch des Goldpreises kauften. Es wäre noch etwas Luft nach oben vorhanden, da noch nicht alle Trader auf der Longseite positioniert sind.

Die großen vier Händler an der COMEX (BIG4) haben wieder mit zwei Tagen der Weltproduktion dagegengehalten. Die Shortposition der BIG4 ist aktuell sehr hoch und spricht eher für ein nahendes Hoch am Goldmarkt. Die fundamentale Stärke, die wir vermutlich aufgrund starker physischer Käufe aus Asien sehen, ist der primäre Grund, warum wir von einer Fortsetzung des Preisanstiegs ausgehen müssen, solange der Goldpreis über der Marke von 2.080$ handelt.

Die Terminmarktdaten für Gold hatten sich in der letzten Woche verbessert
Die BIG4 erhöhten in den letzten Wochen ihre Shortposition und bremsten den Preisanstieg damit aus

Ende Februar hatte der Goldpreis seine Handelsspanne zwischen 1.980$ und 2.080$ nach oben hin verlassen, nachdem FED-Gouverneur Waller ein Ende des QT-Programms erstmals ansprach. Ein Ende der restriktiven Geldpolitik war seit 2008 immer der Anfang einer neuen lockeren Geldpolitik, was für viele Spekulanten und Investoren ein Kaufsignal für Gold war. Seither stieg der Goldpreis um über 170$ je Feinunze an.

Vergangenen Mittwoch konnte der Goldpreis aus einer potenziellen Konsolidierungsformation (Wimpel) nach oben ausbrechen, nachdem US-Notenbankchef Jerome Powell weniger hawkish war, als es die Märkte vermutet hatten. Auf den bullischen Ausbruch aus dieser Fortsetzungsformation hätten stärkere Anschlusskäufe folgen müssen, doch noch ist das bullische Chartbild intakt, solange die neue Unterstützung auf dem Ausbruchsniveau bei 2.150$ nicht nach unten durchbrochen wird.

Mit dem Ausbruch aus der Handelsspanne über 2.080$ gab es ein erstes prozyklisches Kaufsignal und mit dem bullischen Ausbruch aus der Wimpelformation ein zweites Kaufsignal, das intakt bleibt, solange der Goldpreis nicht zurück unter 2.150$ fällt. Darunter würde sich das Chartbild stark eintrüben und der Goldpreis wahrscheinlich zurück auf den ehemaligen Widerstand bei 2.080$ fallen.

Kann der Goldpreis die Rallye nach dem bullischen Ausbruch aus der potenziellen Wimpel-Formation fortsetzen, so liegt das nächste Preisziel im Bereich zwischen 2.250$ bis 2.300$ je Feinunze.

Der Terminmarkt zeigte zuletzt, dass die Spekulanten bisher nicht gegen eine Wand von physischem Angebot liefen, sondern ein Defizit am physischen Markt unvermindert fortbesteht, was diesmal der Treiber dieser außergewöhnlichen Rallye am Goldmarkt ist.

Der Goldpreis darf in dieser Woche nicht mehr unter die Unterstützung bei 2.150$ fallen, dann kann sich die Rallye weiter fortsetzen

Goldpreis in Euro

Gerade in Euro ist jeder Preisrücksetzer eine finale Kaufchance, die man nicht verpassen sollte. Im letzten Jahr riet ich dazu jeden Rücksetzer auf die Unterstützung bei 1.740€ als letzte Kaufchance zu nutzen, bevor der Preis in diesem Jahr auf neue Allzeithochs steigen würde.

Da wir von einer Fortsetzung der Dollarstärke ausgehen, erwarte ich eine bessere Entwicklung des Goldpreises in Euro in diesem Jahr. Wertet der Euro auf die Parität zum US-Dollar oder noch tiefer ab, so wird sich diese Abwertung in einem umso stärkeren Preisanstieg beim Goldpreis in Euro widerspiegeln. Die sich anbahnende Wirtschaftskrise in Europa, die hohen Zinsen, die weltweit höchsten Energiekosten und der Krieg in Europa sind ein Pulverfass für die Kaufkraft des Euro, weshalb Investoren im Euroraum gut beraten sind auch weiterhin in Gold zu investieren. Ein Anstieg des Goldpreises auf 3.000 Euro in den nächsten drei Jahren ist ein durchaus realistisches Szenario.

Der Goldpreis in Euro wird von einer weiteren Euroschwäche profitieren in diesem Jahr

Rechtliche Hinweise und Fußnoten einblenden

Blaschzok Research Newsletter