Eskalation im Handelsstreit – Gold steigt auf neues Allzeithoch

26.08.2019 13:52

Der Goldpreis in Euro schoss am Freitag auf ein neues Allzeithoch, nachdem der Handelskrieg unvermittelt wieder aufflammte. Die Rezessionsängste traten damit wieder in den Vordergrund, sodass der US-Aktienindex S&P500 um 4,1% einbrach, während die Renditen für Staatsanleihen in Erwartung weiterer Zinssenkungen noch weiter fielen.

Die Märkte hatten ursprünglich einen ruhigen Wochenausklang erwartet, wobei das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole das Highlight des Tages sein sollte und die Rede von US-Notenbank-Chef Jerome Powell im Mittelpunkt stand. Powell äußerte sich, wie von den meisten Marktteilnehmern erwartet, zurückhaltend bis hawkisch. Er sah die Wirtschaft auf einem erfolgreichen Weg, womit er Trumps Forderung nach einer Zinssenkung um 100 Basispunkte bis Jahresende eine Abfuhr erteilte. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung im September um 25 Basispunkte wird als sicher vom Markt angesehen und selbst eine dritte Zinssenkung im Dezember erwartet man mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%. Der Goldpreis hatte den gesamten Freitag über die Unterstützung bei 1.495$ getestet, wobei sich immer mehr Verkaufsdruck aufgebaut hatte und mit Powells Rede ein Rutsch unter diese wichtige Unterstützung drohte.

Dann kam jedoch Schritt um Schritt Panik an den Märkten auf, nachdem China eine Anhebung der Strafzölle für US-Waren im Volumen von 75 Mrd. US-Dollar als Reaktion auf die US-Zölle ankündigte. Die Woche davor hatte Trump neue Zölle ab dem 1. September auf Dezember verschoben, was China als Schwäche interpretiert und zu Gegenmaßnahmen ermutigt haben dürfte. Diese Gegenwehr Chinas hatte der chinesische Redakteur der Global Times Hu Xijin Stunden zuvor bereits via Twitter angekündigt

„China hat Munition, um zurückzuschlagen. Die USA werden den Schmerz fühlen.“ 

Scheinbar spürte Trump den Schmerz, denn er twitterte wutentbrannt eine Tirade und erhöhte als Gegenreaktion die bestehenden Zölle gegen China von 25% auf 30% sowie von 10% auf 15% für die verbleibenden 300 Mrd. an Importen ab Dezember. Zudem wies er die in China produzierenden amerikanischen Unternehmen an unverzüglich nach Alternativen zu China zu suchen und die Produktion heim zurück in die USA zu bringen. Außerdem stellte er auf Twitter die Frage, ob US-Notenbankchef Powell oder der chinesische Präsident XI der größte Feind der USA wären.

Auf Trumps Reaktionen reagierten die Märkte panisch und die Aktienmärkte gingen auf Talfahrt, während der Goldpreis wie eine ballistische Rakete nach oben schoss. Zur Handelseröffnung am Montagmorgen testete der Goldpreis wieder den Widerstandsbereich mit 1.555$, während Gold in Euro ein neues Allzeithoch bei 1.393€ erreichte. Das PPT und der ESF dürften aktuell emsig den Aktienmarkt stützen und den Goldpreis prügeln, um einen weiteren Anstieg dessen zu verhindern.

Gold in Euro erreichte ein neues Allzeithoch bei 1.393 Euro je Feinunze am Montagmorgen

Als Trump nach der letzten US-Notenbanksitzung unvermittelt weitere Zölle gegen China verkündete, zeigte sich die letzte halbe Stunde vor der Veröffentlichung plötzlich Stärke im Gold. Da die FED die Märkte nur Stunden zuvor enttäuschte und der Aufwärtstrend beim Gold gebrochen wurde, war dies verwunderlich. Womöglich war Insiderhandel verantwortlich für diesen ersten Anstieg im Vorfeld von Trumps Ankündigung vor einer Woche.

An diesem Freitag zeigte sich jedoch deutliche Schwäche im Vorfeld der Veröffentlichung von Powells Rede und scheinbar hat China Trump und den Notenbankern hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Timing Chinas für diese Veröffentlichung war schon bemerkenswert. Powell dürfte in etwa wie auf dem folgenden Bild geschaut haben, nachdem er von den chinesischen Zöllen hörte, die in seiner Rede nicht berücksichtigt waren.

Quelle: Zerohedge – Nach Chinas Zollankündigung wird Powell klar, dass sein vermeintlich sicherer Short auf Gold gleich einen Margin Call auslösen wird :D

Es scheint, als würde der Handelskrieg auch auf dem Goldmarkt geführt. Die Weltwirtschaft wird sich durch die neue Eskalationsstufe verlangsamen und die Rezessionsrisiken nehmen weiter zu. Die angespannte Lage in Hong Kong, wo die USA einen großen Beitrag zum Aufstand leisten, könnte zu weiteren internationalen Verwerfungen führen. Trump benötigt für die Wiederwahl einen steigenden Aktienmarkt und eine stabile Wirtschaft, weshalb er weiteren Druck auf die US-Notenbank ausüben muss. Trump sieht in der FED einen Feind, da diese die Zinsen während seiner Amtszeit anhob und sich bis dato weigert, diese wieder so stark zu senken, damit der Konjunkturzyklus bis nach den Wahlen durchhält. Bricht die Rezession vor den Neuwahlen offen aus, so ist Trumps Wiederwahl stark gefährdet. Schon jetzt verliert er an Rückhalt, da die Agrarindustrie in den USA stark unter dem Handelskrieg leidet, viele Farmer Pleite gehen und sich kein Ende im Handelskrieg abzeichnet.

Quelle: Twitter – Donald Trump sagt die FED wäre der Feind der USA

Trump hat zwar Recht mit seiner Aussage, dass die US-Notenbank der Feind der USA ist, doch aus den völlig verkehrten Gründen. Die US-Notenbank ist die Quelle der ungehemmten Geldvermehrung, was für eine Umverteilung der Vermögen von den Amerikanern hin zu einer kleinen elitären Gruppe sorgt und die US-Wirtschaft sowie die Gesellschaft langsam zerstört. Grenzenlos steigende Staatsschulden sind ein Symptom dieser Verbrechen der Enteignung und Entrechtung am amerikanischen Volk.

Die Schulden steigen unter Trump jedoch doppelt so schnell wie unter Obama und die Zinssenkungen sind grundsätzlich negativ für die USA, da sie für weitere Fehlallokationen in der Wirtschaft sorgen und eine gesundende Bereinigung verhindern. Vor drei Wochen beschlossen Nancy Pelosi und Donald Trump erst die Schuldenobergrenze abzuschaffen. Kein Krieg, keine Katastrophe und keine Regierung zusammen haben den USA in den letzten einhundert Jahren nur annähernd so viel Schaden zugefügt, wie es die private Notenbank der USA durch das ungehemmte Drucken von Fiat-Money geschafft hat. Weder die US-Regierung noch die FED haben jemals nur einen Cent zur Wirtschaftsleistung des Landes beigetragen. Die US-Notenbank, die es seit 1914 gibt, ist überflüssig und sollte von Trump abgeschafft werden, anstatt sie zur weiteren Überschuldung der USA zu instrumentalisieren. Für Trumps Zölle wird letztlich der amerikanische Verbraucher zahlen müssen. Die Zölle sind eine Konsumsteuer, die den Ausbruch einer längst überfälligen Rezession beschleunigen können.

Beginnt die US-Notenbank heimlich ein neues QE-Programm?

Hinter den Kulissen scheint die US-Notenbank womöglich bereits Maßnahmen einzuleiten, um eine Rezession zu verzögern. Erst auf der letzten Notenbanksitzung verkündete US-Notenbankchef Powell, dass man das QT-Programm, mit dem man monatlich 35 Mrd. $ an Liquidität dem Markt entzog, nun doch zwei Monate früher beenden würde. Die wöchentliche Veränderung der Notenbankbilanz zeigt jedoch plötzlich, dass die FED nun erstmals seit Ende 2014, als man das QE Programm einstellte, wieder Staatsanleihen im Volumen von 8 Mrd. $ gekauft hat. Dabei handelt es sich um US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 7 bis 10 Jahren. Das waren die zweitstärksten Käufe von Anleihen dieser Laufzeit, die es jemals gab. Die Käufe korrelieren mit einem deutlichen Rückgang in der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen.

Quelle: Economia Blog – Die US-Notenbankbilanz wird wieder ausgeweitet

Aktuell rentieren Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren bei nur noch 1,45% und befinden sich auf Talfahrt, während sich die Renditen in Europa längst auf Tauchgang deutlich unter null Prozent befinden. Die Frage, die sich nunmehr nach dem Ende des QT Programm stellt, ist, ob das neue QE4 Programm bereits hinter den Kulissen begonnen hat. Die keynesianischen Makroklemptner in den Notenbanken wollen weiterhin Wachstum mit dem Drucken von Papiergeld erzeugen, was jedoch unmöglich ist. Das unablässige Drucken von Geld hat nur dazu geführt, dass das reale Wirtschaftswachstum in der westlichen Welt in den letzten Dekaden zum Erliegen kam, die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander ging und es zu einer Destabilisierung der Gesellschaften und Staaten kam.

Bereits zu Jahresbeginn, als die FED die Trendwende in ihrer Geldpolitik angekündigt hatte, erklärten wir sofort, dass dies der Startschuss einer neuen Goldhausse sei und nun auf Sicht von ein bis zwei Jahren neue QE-Programme folgen werden. Nach der Ankündigung neuer QE-Programme seitens der EZB scheint die FED nun auch bereits diesen Weg heimlich einzuschlagen. Dies bedeutet, dass die Zinsen noch einmal sinken werden. Die Inflation der Geldmenge über die Käufe von Staatsanleihen wird dafür sorgen.

Irgendwann wird die Inflation jedoch auf die Konsumentenpreise durchschlagen und dann werden die Zinsen an den Märkten hochgehen bzw. explodieren. Die Notenbanken befinden sich in einer Falle, die sie am Ende des Tages letztlich zu starken Zinsanhebungen zwingen wird, wenn erst die Konsumentenpreise zweistellig ansteigen. Dies haben wir auch in unserem dieswöchigen Cartoon dargestellt, der zeigt, wie die Renditen auf der Flucht vor der Inflation immer tiefer in bisher unbekannte Tiefen abtauchen. Doch früher oder später wird die Inflation sie treffen und die Preise hochgehen, womit dann auch die Renditen in einer Stagflation explodieren werden.

Die Inflation treibt die Renditen aktuell in unbekannte Tiefen, doch wird die Inflation letztlich auch dafür sorgen, dass die Renditen explodieren werden.Die Inflation treibt die Renditen aktuell in unbekannte Tiefen, doch wird die Inflation letztlich auch dafür sorgen, dass die Renditen explodieren werden.

TECHNISCHE ANALYSE ZU PLATIN

TERMINMARKT ZEIGT SICH NEUTRAL ZUR VORWOCHE

Positionierung der spekulativen Anleger (Commitments of Traders)

Das hin und her zwischen Stärke und Schwäche hält immer noch an. Angebot und Nachfrage scheinen aktuell ausgeglichen zu sein, obwohl die Investmentnachfrage sehr hoch ist. Dennoch konnte Platin nicht mit dem Goldpreis ansteigen, was kein gutes Indiz ist.

Langfristig dürfte das physische Überangebot, das wir in den letzten anderthalb Jahren sahen, noch einige Zeit Bestand haben und sich weiterhin Schwäche in den CoT-Daten zeigen. Die Stärke, die zeitweise immer wieder auftaucht, ist stets gestiegener Investmentnachfrage geschuldet - dennoch schafften es die Bullen bisher nicht den Widerstand bei 900$ zu erreichen. Dies bleibt ein Warnsignal, dass bei der nächsten Preiskorrektur des Goldes Platin neue Tiefs ausloten könnte, wenn nicht vorher der langfristige Abwärtstrend gebrochen werden kann.

Die Terminmarktdaten sind im neutralen Bereich Die einfache Darstellung zeigt, dass sich die Position der Spekulanten nun im gelben Bereich befindet

Weitere CoT-Charts zu insgesamt 37 Futures finden Sie wöchentlich aktualisiert auf http://www.blaschzokresearch.de/research/cot-daten/

Platin in USD: Boden bei 800$ - bricht der Abwärtstrend?

Der Platinpreis konnte bisher die Rallye am Gold- und Silbermarkt nicht nachvollziehen. Dies liegt daran, dass Platin nicht als klassischer sicherer Hafen angesehen wird, da es kein monetäres Edelmetall ist. Platin wird primär in der Industrie verwendet, wobei gerade Industriemetalle in einer Rezession weniger nachgefragt werden und deren Preis real fallen dürfte. Dies erklärt warum Platin und Palladium seit Wochen diametral gegensätzlich zu Gold und Silber reagieren. Platin und Palladium leiden als Industriemetalle bei schlechten Wirtschaftsnachrichten, während Gold und Silber bei schlechten Wirtschaftsdaten ansteigen, da Marktteilnehmer dann neue monetäre Lockerungen erwarten und sich die monetäre Seite von Gold und Silber mit steigender Nachfrage ausspielen. Die charttechnische Handelsspanne zwischen 800$ auf der Unterseite und 900$ auf der Oberseite dürfte beim Platin noch einige Zeit Bestand haben. Erst wenn der langfristige Abwärtstrend gebrochen wird, entspannt sich die Lage.

Platin läuft seit einem Jahr trendlos seitwärts und bildet einen Boden aus

Kurzfristig könnten die Platinmetalle in einem rezessiven Umfeld daher weiter unter Schwäche leiden, doch hat Platin bei einem Platin/Palladium Ratio von 0,5 die weitaus besseren Chancen. Platin stieg im Vorfeld der Wirtschaftskrise 2008 stark an und brach dann drastisch ein, wie folgender Chart zeigt. Dies erinnert an den bisherigen Anstieg von Palladium, das in einer neuen Wirtschaftskrise eine ähnliche Bruchlandung hinlegen könnte. Platin ist hingegen unterbewertet und dürfte nicht mehr so stark fallen. Ratio-Trader greifen hier unlängst beim Platin in das fallende Messer. Platin dürfte langfristig zu seinem langfristigen Mittelwert des Ratios zum Palladium zurückkehren, weshalb Platin in etwa sechsmal besser performen wird, als Palladium auf Sicht der nächsten Dekade.


Charttechnisch hat sich beim Platin im letzten Jahr ein Boden bei 800$ ausgebildet. Der Abwärtstrend rückt näher und eine Entscheidung naht. Fällt Platin im Umfeld einer Rezession unter 800$, dann könnte es zu einem finalen Sell Off kommen. Wird hingegen der Abwärtstrend durchbrochen, dann hat Platin das Schlimmste hinter sich und könnte dann vor einer neuen atemberaubenden Rallye stehen. Dieses langfristige Kaufsignal sollte man dann auf keinen Fall verpassen. Die Chancen für letzteres Szenario scheinen gut zu sein.

Platin konnte bei 800$ einen Boden ausbilden und ist dabei den Abwärtstrend zu überwinden

Platin in Euro: Neuer Aufwärtstrend bereits gestartet?

Platin in Euro steigt bereits seit fast einem Jahr an, was primär an der Schwäche des Euros liegt. Platin in Euro testete das Tief von 2008 nicht mehr und dieser Chart sieht viel besser aus, als der von Platin in USD. Platin in Euro muss nun den Widerstand bei 780 € je Feinunze zurückerobern und sich darüber halten, damit der neue Aufwärtstrend intakt bleiben kann.

Insgesamt erwarten wir, dass der Platinpreis in den kommenden Wochen und Monaten noch sehr volatil bleiben dürfte, da einerseits die Inflation preistreibend wirkt und andererseits das Minenangebot sowie die Rezession preisdämpfend wirken. Langfristig sind wir hingegen extrem bullisch für Platin. Mit jeder Hiobsbotschaft aus Wirtschaft und Politik nimmt die Wahrscheinlichkeit weiterer geldpolitischer Lockerungen zu, sodass auch das Potenzial für einen Anstieg des Platinpreises stetig zunimmt.

Bei Platin in Euro ist ein neuer Aufwärtstrend seit einem Jahr bereits intakt


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