Gold - Turbulenter Start in das neue Jahr

11.01.2021 19:05 von Markus Blaschzok

Einer Achterbahnfahrt gleich stiegen die Edelmetallpreise in der ersten Handelswoche des neuen Jahres erst an, um später crashartig einzubrechen. Zu Wochenbeginn ging es steil nach oben mit einem Anstieg des Goldpreises um 60 US-Dollar auf 1.960 US-Dollar in der Spitze. Am Mittwoch wendete sich das Blatt und bis zum Wochenschluss fiel der Goldpreis wieder um 130 US-Dollar auf 1.830 US-Dollar im Tief. Auf Eurobasis testete der Goldpreis wieder die wichtige Kreuzunterstützung bei 1.500 Euro je Feinunze. Der Silberpreis handelte im Hoch bei 28 US-Dollar und am Freitag im Tief bei 24,50 US-Dollar (-12,5%). Es sind verschiedene kurzfristige Faktoren, die gleichzeitig zu diesem Rücksetzer beigetragen haben. Das fundamentale Umfeld für einen starken Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr hat sich hingegen verbessert, da sich zum Jahresbeginn die politische und ökonomische Lage weltweit deutlich verschlechtert hat.

Am Mittwoch hatten die Demokraten in den USA bei der Wahl in Georgia beide Sitze im Senat an sich gerissen, nach einer unglaublichen Aufholjagd zum Ende der Auszählung hin. Beide Parteien halten nun 50% der Sitze im Senat, wobei Kamala Harris, nachdem sie am 20. Januar als Vizepräsidentin vereidigt wurde, Pattsituationen immer zugunsten der Demokraten entscheiden kann. Damit kann die sozialistische Harris/Biden-Regierung ihre Pläne zur Umgestaltung der USA ohne Gegenwehr der Republikaner durchsetzen. Es wird massive Steueranhebungen geben, der Green New Deal umgesetzt werden, sowie die Sozial- und Staatsausgaben explodieren. Biden kündigte bereits an, den Mindestlohn auf 15 US-Dollar anheben zu wollen, was die Arbeitslosigkeit besonders bei Niedrigqualifizierten erhöhen wird. All dies wird sehr schlecht für die Wirtschaft, das Wachstum und den Wohlstand in den USA sein, wobei der US-Dollar seine Talfahrt mit erhöhter Geschwindigkeit fortsetzen wird. Der Goldpreis muss und wird folglich auch im neuen Jahr weiter ansteigen, weshalb dieser kurze Rücksetzer eine Kaufmöglichkeit darstellt. Der Wahlausgang ist also sehr bullisch für Gold, weshalb sich viele die Frage stellen, warum der Goldpreis in der zweiten Wochenhälfte so massiv eingebrochen ist. 

Es gibt viele Faktoren, die kurzfristig diesen Preiseinbruch verursacht haben. Der wichtigste Punkt ist die rekordhohe Spekulation am Terminmarkt, die sich in den letzten vier Monaten der Korrektur bisher nicht abgebaut hat. Nach dem starken Anstieg des Goldpreises um über 700 US-Dollar binnen der letzten anderthalb Jahre, der viele Spekulanten in den Goldmarkt gezogen hat, weigern sich diese bisher, aufgrund des unvermindert bullischen Umfelds, Gewinne mitzunehmen. Wenn alle Spekulanten bereits gekauft haben, fehlen in der Regel neue Käufer am Terminmarkt, die den Preis kurzfristig weiter nach oben treiben könnten. Gleichzeitig gibt es ein erhöhtes Risiko für einen Preiseinbruch bei einer Reduzierung dieser spekulativen Position, wenn kurzzeitig die Investmentnachfrage nach ETF-Produkten sowie Münzen und Barren abflaut.

Wäre der Terminmarkt bereits von bullischer Spekulation bereinigt gewesen, so wäre ein gleichartiger Preiseinbruch, wie vergangene Woche, sehr unwahrscheinlich gewesen. Aufgrund dieser unvermindert hohen spekulativen Beteiligung hatte ich meine Kunden vor einem nochmaligen kurzfristigen Rücksetzer auf 1.800 US-Dollar gewarnt. Sollte sich die Spekulation nicht über die Amplitude bereinigen, so ist es gut möglich, dass sich die Konsolidierung auf hohem Niveau noch einige Wochen oder Monate fortsetzten wird, bis es letztlich zu einem Ausbruch kommt und sich die Goldhausse fortsetzten wird.

Die Spekulation ist immer noch extrem hoch am Goldmarkt und eine kurzweilige Bereinigung fehlt noch

Die physische Nachfrage ist aktuell unvermindert schwach. Nachdem die ETF-Produkte im letzten Jahr rekordhohe Zuflüsse von über eintausend Tonnen binnen eines Jahres verzeichneten, verwundern Abflüsse aufgrund von Gewinnmitnahmen und der Suche nach mehr Rendite nicht. Im November sanken die ETF-Bestände um 107 Tonnen und bis zum 18. Dezember gab es weitere Abflüsse.

Quelle: World Gold Council. Auch im Dezember gab es weitere Abflüsse aus den Gold-ETF-Produkten

Nebst der geringen Schmucknachfrage im Umfeld der Wirtschaftskrise und der aktuell schwachen Investmentnachfrage, waren zuletzt die Zentralbanken wieder Nettoverkäufer am offenen Markt. Diese hatten im November ihre Bestände wieder um netto 6,5 Tonnen abgebaut, nachdem sie erstmals seit zehn Jahren im August und September wieder als Nettoverkäufer am Markt aufgetreten waren. In den Jahren davor hatten diese hingegen durchschnittlich 40 Tonnen Gold pro Monat akkumuliert, womit sie das Angebot zusätzlich verknappten und zur Edelmetallhausse beitrugen.

Die Zentralbanken waren im November wieder Nettoverkäufer von Gold

Ein Anstieg der Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen von 0,9% auf 1,11% in der letzten Woche ist ein weiterer Grund, warum der Goldpreis unter Druck kam. Solange die Konsumentenpreise noch nicht stark steigen, könnten einige Investoren Staatsanleihen als sicheren Hafen und Alternative zu Gold betrachten. Doch diese alte Korrelation wird sich bald schon auflösen und der Goldpreis mit steigenden Zinsen ansteigen. 

Die Fed kann ihren Leitzins nicht anheben, doch werden die Marktzinsen aufgrund der Inflation der Geldmenge und folglich steigender Konsumentenpreise sukzessive ansteigen. Die Notenbanken können darauf nur mit dem weiteren Aufkauf von Staatsanleihen über das Drucken von Geld reagieren, um einen Anstieg der Zinsen zu verlangsamen, was letztlich zu noch mehr Inflation und einem weiteren Anstieg der Marktzinsen führen wird. Dies ist ein Teufelskreis, in dem alle Notenbanken weltweit gefangen sind und letztlich in immer weiter steigenden Zinsen und einer massiven Abwertung der staatlichen Fiat-Währungen enden wird.

Die US-Wirtschaft wird darunter massiv leiden, da sich im Umfeld hoher Zinsen Fehlallokationen bereinigen und auch ansonsten gesunde Unternehmen mitgerissen und bankrottgehen werden. Die steigenden Zinsen werden diesmal jedoch primär inflationsinduziert ansteigen, weshalb der Leitzins real extrem negativ sein wird. Diese bevorstehende Stagflation ist das am meisten bullische Umfeld für den Goldpreis, das man sich vorstellen kann. Diesen logischen Ablauf der Ereignisse hatte ich bereits in den letzten drei Jahren unermüdlich prognostiziert. In den siebziger Jahren stieg der Goldpreis, in einem ähnlich stagflationären Umfeld, um mehr als das Zwanzigfache an und wir glauben, dass es auch diesmal wieder zu einer ähnlichen Hausse kommen könnte.


Der steigende Bitcoin und die steigenden Zinsen sind kurzfristig ein weiterer Belastungsfaktor für Gold

Ein weiterer Punkt, der die Nachfrage am Goldmarkt aktuell dämpft, sind Spekulationsblasen, die kurzfristig in Konkurrenz zum Gold stehen. Dank der Liquidität, die über die Märkte schwappt und Impfstoffe, die auf dem Markt kommen, erwarten viele Fondsmanager eine zunehmende Erholung der Wirtschaft und der Risikoappetit der Investoren steigt. Der Kurs von Tesla explodierte seit dem Crash im März um 900% und ist höher bewertet als alle anderen Automobilkonzerne zusammengenommen. Dazu kommt, dass viele Investoren glauben, Kryptowährungen könnten ebenfalls einen sicheren Hafen bieten, so wie Gold, bei jedoch höherer Rendite. In den letzten drei Monaten wurden hunderte Milliarden Euro seitens institutioneller Investoren primär in Bitcoin investiert, weshalb dieser um über 300% auf über 40.000$ anstieg. Die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen erreichte erstmals eine Billionen US-Dollar. Auch dies lenkt Investoren, die sonst womöglich in Gold und Goldminen investiert hätten, in andere Märkte ab.

Dies wird sich jedoch ändern, denn die Illusion am Aktienmarkt wird sich mit steigenden Zinsen in Luft auflösen, die Blasen platzen und die Aktienmärkte real fallen, während der Goldmarkt und die Minenaktien wieder attraktiv und zunehmend von Investoren nachgefragt werden. Die Goldhausse steht erst an ihrem Anfang und wir sehen angesichts der katastrophalen Lockdown-Politik, der explodierenden staatlichen Ausgaben und Schulden, sowie ausufernder Stimulus-Programme den Goldpreis schon in diesem Jahr Richtung 2.400 US-Dollar marschieren, wobei die Minenaktien mit einem überproportionalen Anstieg darauf reagieren werden.

Technische Analyse zu Silber: Silber weiterhin in seiner Handelsspanne – Ausbruch folgt in den kommenden Monaten

Terminmarkt: Stärke zur Vorwoche

Der Preis fiel zur Vorwoche um 1,38$, während die Spekulanten ihre Positionierung kaum veränderten und sich deutliche relative Stärke zeigte. Zum Open Interest sind die Daten so schlecht, wie zuletzt in 2018 und haben damit einen neuen Extremwert erreicht. Das Sentiment ist immer noch extrem bullisch. Es gibt weiterhin das Potenzial für einen Long Drop. Ein weiterer Preisanstieg kann aktuell nur durch starke Investmentnachfrage entstehen oder durch eine Einschränkung der Minenproduktion, denn die Spekulanten am Terminmarkt sind größtenteils alle bereits auf der Käuferseite. Es ist gut möglich, dass wir erst noch eine ausgedehnte Streckfolter sehen, in der allmählich die Spekulanten herausgeschüttelt werden, bevor sich die Hausse am Gold- und Silbermarkt fortsetzen wird.

Die Terminmarktdaten für Silber sind im Verkaufsbereich, insbesondere im Verhältnis zum Open Interest
Positionierung der großen vier Händler ist noch extrem hoch, was üblicherweise für eine weitere Konsolidierung spricht

Der Silberpreis in US-Dollar zeigt im kurzfristigen Chart den Einbruch der letzten Woche, nachdem der Widerstand bei 28 US-Dollar erreicht wurde. Aufgrund der im Markt genannten Faktoren, kam es letztlich zu einem Long-Drop am Terminmarkt. Dieser war längst überfällig. Es ist möglich, dass sich der Terminmarkt jetzt über die nächsten Wochen oder womöglich Monate über die Zeitachse bereinigen wird. Dabei könnte der Silberpreis in der Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar auf der Unterseite und 28 US-Dollar auf der Oberseite gefangen bleiben. Charttechnisch fiel der Silberpreis zurück auf die wichtige Unterstützung bei 24,50 US-Dollar, wo sich Käufer fanden. Hält diese Unterstützung, ist ein erneuter Angriff auf 28 US-Dollar wahrscheinlich, was bullisch wäre. Fällt hingegen die Unterstützung, so wäre dies ein Indiz dafür, dass die Korrektur noch ein paar Wochen länger dauern wird.

Der Silberpreis brach nach dem Erreichen eines Widerstands und dem Bruch des Aufwärtstrends ein

Auch der kurzfristige Chart in Euro zeigt den Rückgang des Silberpreises schön, nachdem der kurzfristige Aufwärtstrend brach. Hier zeigt sich jedoch ein schöner Pull-Back an den ehemaligen Abwärtstrend. Sollte der Preis nicht mehr unter das Tief der Vorwoche fallen und später sogar der Widerstand bei 22,50 Euro genommen werden können, so wäre dies extrem bullisch für Silber. Die Rallye könnte sich dann schnell und dynamisch fortsetzen. Über 22,50 Euro gibt es ein weiteres prozyklisches Kaufsignal.

Der Silberpreis in Euro testet gerade den ehemaligen Abwärtstrend

Der Tageschart zeigt, dass die 200-Tagelinie, noch ein Stück entfernt liegt. Womöglich wird diese noch einmal getestet werden, bevor sich die Hausse fortsetzen wird. Der Preis könnte noch einige Zeit in der Handelsspanne zwischen 22 US-Dollar und 28 US-Dollar verbleiben. Grundsätzlich hat der Ausbruch aus dem Abwärtstrend ein mittel- bis langfristiges Kaufsignal geliefert. 

Womöglich dauert die Konsolidierung noch etwas an

Im Langfristchart bildet sich gerade eine Art Flaggenformation aus. Wird diese in den nächsten Wochen oder Monaten bullisch aufgelöst, so folgt ein Anstieg, der den Preis schnell auf 48 US-Dollar katapultieren könnte. Je länger der Preis in der Handelsspanne verharren wird, desto explosiver wird letztlich der Ausbruch werden. Rücksetzer auf 22 US-Dollar bieten mittel- bis langfristige Kaufmöglichkeiten. Es ist gut möglich, dass Silber noch in 2021 bis auf 48 US-Dollar ansteigen wird. Rücksetzer auf die Unterstützungen im Bereich von 20 US-Dollar oder 22 US-Dollar stellen antizyklische mittelfristige Kaufchancen mit wahrscheinlich traumhaften Gewinnen binnen eines Jahres dar.

Sobald die Handelsspanne mit Preisen über 28 US-Dollar verlassen wird, dürfte es zu einem Anstieg auf 48 US-Dollar kommen

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